18. 02. 2025
Die frühen Jahre des Osvaldo Fresedo
In diesen Tagen erscheinen neun Alben, die sich exklusiv mit den frühen Aufnahmen von Osvaldo Fresedo beschäftigen. Manches wird hier zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren wieder zum Tanz freigegeben. Dazu kommt, daß durch die sorgfältige Klangaufbereitung und eine Anpassung an die Geschwindigkeit mit der in den 20ger Jahren des vorherigen Jahrhunderts diese Musik aufgenommen wurde ein besonderer Hör-und Tanzgenuss entstanden ist.
Aller Anfang war die Zeit mit dem Orquesta Tipica Vicente Loduca im Jahr 1917. Hier wurde ein Tanzorchester mit Fresedo und seinem Bandoneon und Francisco Canaro an der Violine Trendsetter für alles, was später im Tango passierte. Das Loduca-Album (siehe unten) enthält alle Aufnahmen, die aktuell von Fresedo mit diesem Orchester bekannt sind.
Nach einem Ausflug in die Musikszene New Yorks erhält Fresedo 1922 einen Vertrag mit dem Label Victor und beginnt mit eigenem Orchester aufzutreten und ins Studio zu gehen. Zu der Zeit gab es noch kein elektrisches Mikrofon. Dessen Vorläufer war ein Trichter und man spricht hier deshalb auch von akustischen Aufnahmen.
09. 06. 2024
Wie schnell tanzten sie eigentlich damals den Tango?
Tango wird meist zu Aufnahmen getanzt, die teilweise mehr als 100 Jahren alt sind. Es knistert und rauscht und manche erleben im Tanz eine Zeitreise in eine andere Welt. Aber haben die Menschen damals wirklich die Musik so gehört, wie wir sie heute hören?
Engagierte Tontechniker haben sich oftmals viel Mühe gegeben, Knacken und Rauschen auf ein Minimum zu reduzieren. Dabei haben sie meist übersehen, dass viele Aufnahmen im Original in einer anderen Geschwindigkeit gespielt wurden, als die von ihnen bearbeitete Vorlage. Diesem äußerst interessanten Thema hat sich DJ Mark John gewidmet. Auf Grundlage seiner Recherchen veröffentlicht Danza y Movimiento eine neue Serie, in der Tangos zu hören sind, wie sie vor 100 Jahren gehört wurden. Und das führt zu einem neuen Tanzerlebnis, bei dem es möglich wird, noch tiefer in den Tango einzutauchen.
Weshalb ist die Geschwindigkeit vieler Aufnahmen falsch?
Dazu bedarf es eines kleinen aber interessanten Exkurses in die Geschichte des Bandoneons. Eine Geschichte des Tangos ohne Bandoneon ist nicht vorstellbar. Jeder hat schon mal bei einer Livemusikveranstaltung gehört, wie die Instrumente zu Beginn eines Konzertes gestimmt werden. Wenn nicht, klingt es schräg. Um zusammen musizieren zu können, bedarf es des gemeinsamen Nenners. Und das ist der sogenannte Kammerton A. Der Dirigent lauscht dem Kammerton auf seiner Stimmgabel und die Instrumente tunen sich ein. Wenn A bei allen Instrumenten gleich schwingt kann’s losgehen.
19. 08. 2022
Tango Selection Top 22
Tangoprofis aus aller Welt stellen ihre 22 Lieblingstitel vor. Das ist das Motto der neuesten Serie auf dem Label von „Danza y Movimiento“. Mit von der Partie sind DJs, Veranstalter*innen, Lehrer*innen und alle, die sich professionell mit Tango beschäftigen.
Die erste Staffel der neuen Serie umfasst 12 Alben, zusammengestellt von Tango-DJs und Veranstalter*innen aus den USA, Schweden, Grossbrittanien, Frankreich, Deutschland, Holland, Island, Tschechien und Montenegro.
Nach welchen Kriterien haben die Tangueras und Tangueros ihre Auswahl an Titeln getroffen? Es ist spannend zu lesen, was die jeweilige Motivation gewesen ist, die Aufnahmen so zu präsentieren, wie sie jetzt zu hören sind. Die meisten Compilations sind tanzbar, aber eben nicht alle.
DJ Biki aus Utrecht hat sich von ihren Tangovorbildern inspirieren lassen – jeder einzelne Titel ist für sie mit einer bestimmten Person assoziiert. DJ Bianca Vrcan (La Montenegrina) hatte wie die meisten anderen ein Problem: Wie entscheide ich mich unter mehr als 5000 zur Auswahl stehenden Aufnahmen für 22 Werke? Da sie die der Auswahl zu Grunde liegende Datenbank alphabetisch sortiert hatte, kam sie gerade mal bis „D“. Also bitte nicht wundern, wenn die Titel ihrer Compilation alle mit „A“,“B“,“C“ oder „D“ beginnen.
06. 07. 2020
Der Tango in Europa (Teil 2)
In diesem Beitrag über das dritte und vierte Album der Miniserie „Con Saludos desde Europa“ bekommst du kleine Einblicke in das Zeitgeschehen der ersten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts, welches die Lebenswege und Formationen der Tangomusiker auf diesen Alben stark prägte. Familiäre Verbindungen innerhalb der Tangoszene und musikalische Entwicklungen einzelner Musiker werden erwähnt, sowie persönliche Einschätzungen des Autors zu einzelnen Titeln. Auf dem Foto Rafael Canaro, der kleine Bruder des bekannten Francisco Canaro.
Das dritte Album präsentiert Aufnahmen mit Quentin Verdu, *die unvergessene Alina De Silva* und Auguste Jean Pesenti.
Mit seiner Interpretation und den frischen Arrangements der Tango Klassiker „Torrente“, „Malena“, „Sur“ (für mich die beste Interpretation überhaupt) und „Cancion desesperada“ liefert Quintin Verdu einprägsame Hörerlebnisse und präsentiert das Können der französischen Sänger eindrucksvoll.
30. 06. 2020
Der Tango in Europa (Teil 1)
Auf insgesamt vier Alben unter dem Titel „Con Saludos desde Europa“ werden bekannte und weniger bekannte Tangoorchester der späten 20ger bis zu den späten 40ger Jahre vorgestellt. Alle Titel wurden in Europa aufgenommen. Neben Orchestern mit Sitz in Europa finden sich andere, die lediglich für kurze Zeit in Europa auf Tournee gewesen sind. Einige davon sind in der heutigen Zeit komplett in Vergessenheit geraten. Dieser Beitrag gibt Hintergrundinformationen zu den Orchestern und den Musikern der ersten beiden Alben. Diese Musik ist auch für DJ‘s beim Zusammenstellen von Tandas auf einer Milonga geeignet.
Mit ihrem unverwechselbaren Stil waren sie bis zum Ausbruch des Krieges sehr erfolgreich. Er geriet in Gefangenschaft und wurde 1941 daraus entlassen. Sein Orchester wurde später zur Hauskapelle des berühmten „Olympia“ in Paris. Auf diesem Album sind vier Titel, die den unverwechselbaren Stil dieses Orchesters präsentieren.
*Francisco Alongi *kam 1921 aus Tunesien nach Frankreich und wurde Pianist von Manuel Pizarro und später bei Tano Genaro. Häufig begleitete er die berühmte Tangosängerin Rosita Barrios. 1932 gründete er sein eigenes Orchester.
*Rafael Canaro, *der kleine Bruder des großen Francisco, wurde auch als Tangobotschafter Argentiniens in Europa bezeichnet. Die Aufnahmen mit Luis Scalon sind aus dem Jahr 1938 und wurden in Paris aufgenommen. Aufgrund des Kriegsausbruchs kehrte Rafael Canaro dann wieder in seine Heimat Argentinien zurück.